06.12.2008  

Zwei Seiten einer Medaille 

Friederike Kuhnt ist kurz vor ihrem Berufsstart als Ärztin, doch ebenso engagiert treibt sie ihre musikalische Karriere voran



Zurück zu den Wurzeln: Friederike Kuhnt gibt am 13. Dezember ein Konzert in der Wittstocker Heiliggeistkirche. Anlass ist ihr 30. Geburtstag. Heute lebt „Freddie K.“ in Berlin. Doch ihre ersten musikalischen Schritte unternahm sie in Wittstock. Wie aus Friederike Kuhnt „Freddie K.“ wurde, darüber sprach mit der Musikerin MAZ-Redakteur Björn Wagener.



MAZ: 2001 erschien „Coinneal“, eine CD ohne kommerziellen Hintergrund. Die MAZ berichtete damals darüber. Wann und warum wurde aus der Musik aber dann doch Ernst und aus Friederike Kuhnt „Freddie K.“?

Friederike Kuhnt: Für den bequemen Weg zum Erfolg hätte ich zuviel von mir selbst aufgeben müssen. Ich habe damals, statt meinen ersten Plattenvertrag zu unterschreiben, erst einmal ein Studium begonnen. Das bedeutete jedoch nicht, dass ich darauf verzichten wollte, mit Coinneal ein breites Publikum zu erreichen. Die Musik trägt mich. Sie ist bis zum heutigen Tage in dem Sinne ohne kommerziellen Hintergrund geblieben, dass ich mir von niemanden vorschreiben lasse, wie ich sie zu machen habe. Sondern ich singe und spiele immer noch genau das, was mich begeistert, und passe mich kein Stück aus finanziellen Gründen irgendwelchen Verpflichtungen an. Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, habe ich von meinem Publikum immer viel Zustimmung erfahren. Das Markenzeichen „Freddie K.“ entstand in den letzen Jahren mit dem Ziel, neben Familie und Studium die musikalische Kommunikation weiter zu entwickeln. So schön der Name „Coinneal“ ist, ich muss ihn oft buchstabieren, gelegentlich sogar Briten. Freddie hingegen geht jedem leicht über die Lippen, und ich wurde ja auch schon immer so genannt. Mit Unterstützung meines Lebensgefährten entwickelte ich ein Konzept, um mit realisierbarem zeitlichen Aufwand meine Musik für ein internationales Publikum zugänglich zu machen. Ich nutze, wie viele andere unabhängige Musiker auch, das Internet als Verbreitungsmedium und habe besonderen Wert auf einen ansprechenden Web-Auftritt gelegt. Coinneal bleibt nach wie vor der Name meines künstlerischen Projektes.



Sie haben vor Jahren Keltologie studiert und damals schon vorausgesehen, dass man davon wohl nicht leben könne. Wo und wie lebt Freddie K. heute? Ist die Musik noch immer Hobby oder inzwischen Broterwerb?

Kuhnt: Heute lebe ich mit meiner Familie in Berlin. Ich stehe gerade vor der Abschlussprüfung als Ärztin und werde bald in diesem Beruf arbeiten. Die Musik soll dazu den künstlerischen Ausgleich liefern. Aber für mich sind die Medizin und die Musik nur zwei Seiten ein und der selben Medaille – der Liebe zum Leben. Ich arbeite gerade an einem CD-Projekt, welches beide Berufe zusammenführt. Es hat den Namen „Pulcrum contra morbium“. Ich werde zu mittelalterlicher Musik mit teilweise derb-ironischen Texten zu hören sein. So heißt es vielleicht bald: „Freddie K. – der nächste bitte.“ Mein letztes Album „Wintersonnenwende“ habe ich 2007 im eigenen kleinen Studio aufgenommen. Es verkauft sich so gut, dass es für mich schwierig wird, genug Zeit für das Pressen von CD’s und den Druck der Booklets zu finden. Deshalb bin ich gerade dabei, einen eigenen Plattenverlag zu gründen. Groove & Land wird ein Label, das mir meine musikalische Unabhängigkeit erhält und die Arbeit übernimmt, die ich als Musikerin nur schwer nebenbei leisten könnte. Groove & Land hört sich schon wieder nach Kommerz an, nicht wahr? Coinneal wäre mir fast lieber gewesen. Aber ich will mein Label auch für andere Musiker öffnen, die ähnliche Vorstellungen haben wie ich. Coinneal ist das irische Wort für Kerze, symbolisiert also Wärme und Licht. Groove & Land sind technischen Bezeichnungen aus der DVD-Produktion. Ich finde, eine gute Trennung der Aufgaben. Meine erste DVD „Wintersonnenwende“ werde ich übrigens in den nächsten Wochen vorstellen. Wer möchte, kann ab sofort meine Musik zum Ansehen mit nach Hause nehmen.



Hat sich Ihre Musik in den vergangenen Jahren verändert?

Kuhnt: Na klar. Sie ist doch Spiegel meiner Seele und die hat sich – hoffentlich – ein wenig entwickelt! Ich glaube, ich habe meinen Stil in den letzten Jahren fokussiert. Die CD Coinneal überraschte damals durch ihre Vielfalt. Heute erscheint mir meine Musik homogener.



Haben Sie musikalisch erreicht, was Sie wollten?

Kuhnt: Nein, das wäre ja schrecklich. Da könnte ich mich ja gleich eingraben lassen. Ich würde es mal so formulieren. Mein Ziel ist: Qualität mit Herz und Verstand. Allein die Qualität halten und sie noch zu verbessern, das kostet viele Übungsstunden. Glücklicherweise habe ich verständnisvolle Nachbarn. Mir einfach die Zeit zum Üben nehmen zu können, ist für mich auch ein Luxus. Dabei entdecke ich ständig neue interessante Dinge, die ausprobiert werden wollen. In diesem Jahr habe ich mir eine irische Metallsaitenharfe gebaut und mich in die alte Musik der grünen Insel vertieft. Da gehen neue Welten auf. In dieser Hinsicht habe ich musikalisch ein Ziel erreicht: Ich habe mir Raum geschaffen, mich ohne Druck weiter entwickeln zu können. Und eines habe ich noch erreicht: Jeder Ton macht mir immer noch Spaß. Eine tolle Erfahrung war auch die Visualisierung meiner Musik. Bei der Produktion meiner ersten Videos sind so viele Ideen entstanden, dass ich auch „Coinneal“ noch einmal als DVD herausbringen will, zum Teil unplugged.



Sie arbeiten auch mit Kantor Uwe Metlitzky zusammen. Warum?

Kuhnt: Uwe Metlitzky war früher mein Klavier- und Orgellehrer. Er gab mir tolle Tipps zur Stimmbildung, begeisterte mich für Barockmusik. Wir konnten schon immer stundenlang philosophieren. Wenn ich Uwe heute anrufe, lerne ich Telefon-Flatrates zu schätzen. Ich halte Uwe für einen hervorragenden Organisten. Da kann nicht jeder mithalten. Wie häufig bin ich über die Orgelspielerei hier in Berlin erschüttert. Wittstock hat in Uwe einen echten Diamanten. Und mit so einem Könner zu musizieren, da geht echt die Post ab. Gerade bei unserem letzten Konzert im August konnte ich merken, wie viel Kraft solche musikalischen Herausforderungen freisetzen.



Sie sind eine erfahrene Sängerin und Musikerin. Spielt da immer noch Lampenfieber eine Rolle, und macht es für Sie einen Unterschied, „zu Hause“, also in der Region Wittstock, aufzutreten – im Vergleich zu Konzerten in Berlin oder anderswo?

Kuhnt: Das Lampenfieber war bei mir schon immer eher gering. Ich liebe es, auf der Bühne zu sein, besonders in meiner Heimatstadt. Die bekannten und erwartungsvollen Gesichter im Publikum geben mir ein tolles Willkommensgefühl. Es ist ein eigenartiges Geben und Nehmen, ich merke richtig wie es funkt. Aber eigentlich muss ich zugeben, dass für mich während des Musikmachens die Welt völlig versinkt.

 

 

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